Was sind frühkindliche Reflexe?
Jedes Kind wird mit einer Vielzahl von Reflexen geboren, die sich schon in der Schwangerschaft entwickeln und für die Geburt notwendig sind. In den ersten Lebensmonaten übernimmt das Gehirn nach und nach die bewusste Kontrolle über die primitiven Reflexmuster und ersetzt sie durch reifere Halte- und Stellreaktionen. Dieses geschieht durch bewusste Bewegungen des Kindes wie z.B. das Drehen, Robben und Krabbeln. Sammelt das Kind nicht genügend Erfahrungen oder gab es in der Schwangerschaft oder bei der Geburt Probleme, können Reste der Reflexe bestehen bleiben, die die Kinder bei ihrer weiteren Entwicklung beeinträchtigen. Die Auswirkungen der frühkindlichen Reflexe werden von dem Kind meistens immer besser kompensiert, allerdings führt diese Kompensation zu erheblichem Stress und zu mannigfaltigen Erkrankungen und Auffälligkeiten.
Frühkindliche Reflexe und ihre Auswirkungen auf das Lernen und Verhalten
Frühkindliche Reflexe, die noch nicht ganz zurück gebildet worden sind, können zu zahlenreichen Problemen beim Lernen führen. Die gute Nachricht ist, dass durch gezielte körperliche Übungen das Gehirn nachreifen kann und somit die bestehenden Reflexe abgebaut werden. Dadurch können die Kinder noch gezielter und effizienter ihre Basiskompetenzen im Bereich der Mathematik und der Lese-Rechtschreib-Fertigkeiten aufarbeiten.
Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Kind könnte durch bestehende frühkindliche Reflexe in seiner Entwicklung eingeschränkt sein, dann sprechen Sie mich gerne an und wir finden zusammen eine Lösung, denn in meiner Praxis biete ich eine Therapie zur Integration der frühkindlichen Reflexe an.
Welche Bereiche können aufgrund mangelnder Reflexreife betroffen sein?
- Motorik
- Wahrnehmung
- Lernen
- Schrift
- Sprache
- Lesen und Schreiben
- Mathematik
- Verhalten
- Soziale, emotionale und kommunikative Kompetenzen
Welche indirekten Folgen der nicht integrierten frühkindlichen Reflexe können das Kinderleben beeinträchtigen?
- Gemindertes Selbstvertrauen
- Geminderte Leistungsfähigkeit
- Stress
Vorstellung verschiedener Reflexe:
Im Folgenden nenne ich eine Auswahl an Reflexen, die für das Lernen, Konzentrieren, den Erwerb der Sprache, der Mathematik, des Lesens und des Schreibens von Bedeutung sind.
Je nachdem, welche Reflexe und wie viele Reflexe noch aktiv sind, können unterschiedliche Folgen auftreten. Es werden verschiedene Auswirkungen der einzelnen Reflexe genannt, allerdings müssen nicht alle Effekte bei einem Kind auftreten und zur Wirkung kommen.
Furcht-Lähmungsreflex (FLR):
Durch eine Stress- oder Schrecksituation kann es zu einer regelrechten Erstarrung kommen. Für einen angemessenen Umgang mit Stress- und Schrecksituationen ist es jedoch notwendig, dass der FLR in den reifen Straußreflex übergeht.
Ist der Reflex nicht integriert, können folgende Reaktionen und Auffälligkeiten auftreten:
- Erstarrung in Schrecksituationen
- Schüchternheit
- Ängstlichkeit
- Zurückgezogenheit
- schlaffer Muskeltonus (Körper sackt in sich zusammen)
- Gleichgewicht und Koordination sind schlecht ausgebildet
- Hochsensibilität
- Geruchsempfindlichkeit
- Hitzeempfindlichkeit
- Kälteempfindlichkeit
- Lärmempfindlichkeit
- Menschenmengen können Stress auslösen
- flache Atmung, durch die hohe Anspannung
Moro-Reflex:
Der Moro Reflex ist eine Reaktion des Babys, wenn es erschrickt. Auslöser können sensorische Stimuli wie beispielsweise eine Bewegung, ein Geräusch, eine Berührung oder Lichteinfall sein.
Ist der Reflex nicht integriert, können folgende Reaktionen und Auffälligkeiten auftreten:
- Ängstlichkeit
- Stimmungsschwankungen
- oftmals Allergien und Atemwegsprobleme
- Überschiessende Reaktionen auf äußere Stimuli
- Hochsensibilität
- Schnelle Ermüdung
- Sie lieben keine Überraschungen, wollen das Leben unter Kontrolle haben
- Überreizung
- Schlechte Anpassungsfähigkeit auf neue Herausforderungen
- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwäche
- Geräusch-, Geruchs-, Lichtempfindlichkeit
- Der Moro Reflex ist häufig beteiligt an Störungsbildern wie Angststörungen, Panikattacken, hormonellen Problemen, Immunschwächen, Psychosomatische Erkrankungen, (vor allem auch bei Erwachsenen)
Tonischer-Labyrinth-Reflex (TLR):
Der Tonische Labyrinth Reflex genannt, hilft dem Baby durch den Geburtskanal. Der Reflex wird durch die Veränderung der Kopfposition aktiviert.
Der TLR beeinflusst den Muskeltonus des gesamten Körpers, er ist für die Kopfkontrolle und die visuelle Wahrnehmung verantwortlich, steuert die räumliche und akustische Wahrnehmung und das Gleichgewicht.
Ist der Reflex nicht integriert, können folgende Reaktionen und Auffälligkeiten auftreten:
- Haltungsschwäche
- Zehenspitzengang beim Kind ab 3.5 Jahren
- Visuelle Wahrnehmungsprobleme, erkennen von Formen ist schwierig
- Reiseübelkeit
- Kopfschmerzen
- Die Orientierung im Raum ist erschwert
- Abschätzen von Entfernungen, Richtungen, Abmessungen ist erschwert
- Schwächen im Erkennen und Einhalten von logischen Abfolgen
- Schwach ausgebildetes Zeitgefühl
- Selbstorganisation und Selbststrukturierung ist erschwert (Schulunterlagen, Zimmerordnung, Zeitmanagement)
- Hörverarbeitungsprobleme
- Kinder haben Mühe zu automatisieren
- Kinder verlieren beim Erzählen den „roten Faden“
Asymmetrisch-Tonischer-Nackenreflex (ATNR):
Der Asymmetrische Tonische Nackenreflex (ATNR) wird durch Drehung des Kopfes zur Seite aktiviert.
Ist der Reflex nicht integriert, können folgende Reaktionen und Auffälligkeiten auftreten:
- Gleichgewichtsprobleme bei Kopfdrehung zur Seite
- Robben und Kriechen sind erschwert bis unmöglich
- Augen- Handkoordination ist schwach ausgeprägt
- Rechts- Links – Unterscheidungsprobleme
- Visuelle Wahrnehmungsprobleme, insbesondere bei der Darstellung symmetrischer Figuren
- Schlechte Schreib- und Rechtschreibfähigkeiten
- Diskrepanz zwischen mündlichem und schriftlichem Ausdruck
- Große Stressreaktionen beim Verschriftlichen von Inhalten
- Der Stift muss sehr verkrampft gehalten werden
- Die Kinder weichen der Mittellinie aus, als Kompensation wird das Papier schräg gehalten
- Die Zusammenarbeit beider Augen ist erschwert, oft wird ein Auge weggeschaltet
Babkin-Reflex/ Palmar-Reflex (Greifreflex)
Die Integration des Babkin Reflexes ist wichtig für die Sprachentwicklung und Kommunikation. Der Greifreflex wird durch die Berührung der Handinnenfläche ausgelöst.
Ist der Reflex nicht integriert, können folgende Reaktionen und Auffälligkeiten auftreten:
- Gedanken schriftlich auszudrücken, fällt schwer
- Starke Körperspannungen
- Tics wie Zuckungen können auftreten
- Die Greifentwicklung ist beeinträchtigt
- Auffällige Stifthaltung
- Taktile Überempfindlichkeit
- Sprech- und Artikulationsprobleme
- Schreiben und Zeichnen werden von Mundbewegungen begleiten
Spinaler-Galant-Reflex:
Der Reflex ist für den Geburtsvorgang von Bedeutung und wird durch Stimulation im Lendenwirbelsäulenbereich ausgelöst.
Ist der Reflex nicht integriert, können folgende Reaktionen und Auffälligkeiten auftreten:
- Zappeligkeit, innere Unruhe
- Mangelnde Konzentration
- Bettnässen über das 5. Lebensjahr hinaus
- Taktile Überempfindlichkeit
- Die Kinder tragen nicht gerne einengende Kleidung
- Konzentrationsprobleme
- wenig Ausdauer
- schlechtes Kurzzeitgedächtnis
- Konzentrationsprobleme
- Hyperaktivität
Symmetrisch-Tonischer-Nackenreflex STNR
Der Symmetrische Tonische Nackenreflex (STNR) wird durch Bewegung des Kopfes nach vorne oder hinten ausgelöst.
Ist der Reflex nicht integriert, können folgende Reaktionen und Auffälligkeiten auftreten:
- Probleme bei Bewegungsabläufen, die die Zusammenarbeit von Ober- und Unterkörper erfordern, z.B. Schwimmen, Handstand
- Krabbeln wurden oftmals ausgelassen
- Haltungsschwächen beim Sitzen, entweder stabilisieren sie sich durch Beine nach hinten knicken oder Vornüberbeugen beim Sitzen
- Nackenprobleme
- Binokulares und peripheres Sehen sind beeinträchtigt
- Muskeltonus, Kraft und Energie sind beeinträchtigt
- Konzentration und Aufmerksamkeit sind eingeschränkt